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Chronik

Das Bleicheareal ist ein Ort, der Geschichte geschrieben hat. Hier wurden in den letzten 200 Jahren Tücher gebleicht und gewoben, Fabriken gegründet und Streiks gebrochen. Der Name «Bleiche» stammt aus der Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als in der Nähe des heutigen Fabrikstandortes Baumwolltücher an der Sonne gebleicht wurden.

Spezialisiert war die Otto & Joh. Honegger AG auf die Produktion von Kunstseiden- und feinen Baumwollgeweben. In der Weberei Bleiche waren nicht nur diverse Websäle, sondern auch fast alle Vorwerke des gesamten Betriebes untergebracht, jene Abteilungen also, in welchen die Garne umgespult, auf die Zettel gebracht, geschlichtet und für die Webstühle vorbereitet wurden.

1853
In der Hueb, einem kleinen Weiler oberhalb von Wald, hatte 1853 die Geschichte der Otto & Johann Honegger AG ihren Anfang genommen. Johannes Honegger, geboren 1832, war zuerst in der Heimindustrie tätig und sein Bruder Kaspar arbeitete in der Nagelschmiede seines Vaters. 1853 errichteten die beiden Brüder in der Hueb ihre erste Baumwollweberei.

1860
1860 brannte die Fabrik in der Hueb nieder und die beiden Brüder beschlossen, auf eigene Rechnung weiterzuarbeiten. Kaspar Honegger gründete im Neuthal die Weberei Neuthal und Johannes Honegger baute die alte Fabrik in der Hueb wieder auf und erweiterte sie. Mit grossem Erfolg wie sich rasch zeigte.

1873
Die Geschäfte des Johannes Honegger liefen glänzend und so expandierte er 1873 ins Dorf. Er baute dort die Weberei «Bleiche», die heute den Kern des Bleichequartiers bildet.

1885
1885 war eines der erfolgreichsten Jahre im Leben des Johannes Honegger. Im Konkurs über den Fabrikanten Heinrich Hotz kaufte er die Etablissements Lindenhof, Tobel, Tiefenhof, Strickenberg und andere Liegenschaften in Wald. In der Spinnerei Lindenhof hatte sein Bruder Kaspar als Kind in der Fabrik gearbeitet, ein paar Jahrzehnte später war es seinem Bruder Johannes Honegger vergönnt, den Betrieb aufzukaufen. Dadurch und durch seine Expansion nach Italien stieg er zum eigentlichen Grossindustriellen auf. Im selben Jahr kaufte er drei der fünf Schweizer Teilhaber einer Fabrik in Albino, in der Nähe von Bergamo, aus. Diese Firma, die um die Jahrhundertwende rund 35'000 Spindeln und 1'000 Webstühle betrieb, wurde später ganz von Johannes Honegger übernommen und in Cotonificio Honegger & Co. umbenannt.

1888
Mit 771 Webstühlen in der Schweiz stand Johannes Honegger 1888 an der Spitze der schweizerischen Webereien. Die Weberei Wellenwaage wurde geschlossen und zu Arbeiterwohnungen umfunktioniert und die Webstühle in der Bleiche aufgestellt. Die Arbeiterwohnungen der Wellenwaage sollten später zum Schauplatz des sozialkritischen Romans «Barbara, die Feinweberin» von Otto Kunz werden.

1903
In diesem Jahr starb Johannes Honegger als einer der letzten Vertreter der Gründergeneration der Textilindustrie, die sich aus armen Verhältnissen zu Ansehen und Reichtum emporgearbeitet hatten. Seine vier Söhne, die allesamt nach und nach in den Betrieb eingeführt worden waren, übernahmen die Betriebe in Wald und Albino. Die Firma wurde fortan unter dem Namen «Joh. Honegger's Söhne» weitergeführt. Noch im selben Jahr liessen sie in der Bleiche einen weiteren Neubau erstellen.

1907
In diesem Jahr brachte die Firma die Zahl der Webstühle auch in Wald auf 1'016 Stück. Zudem spielte sich in diesem Jahr ein Lohnkonflikt zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern ab, der in einen ersten kurzen Streik mündete.

1911
1911 trennten sich die Firmen in Albino und Wald voneinander. Die Brüder Julius und Otto übernahmen den Betrieb in Wald, die Fabrik in Albino wurde von den zwei jüngeren Söhnen Ernst und Oscar unter dem Namen Cotonificio Honegger weitergeführt. Die Firma heisst noch heute so, obschon 1992 die Zambaiti Group den Betrieb von den Nachkommen der Familie Honegger kaufte. Neben der Fabrik sollte das «Centro Honegger», eine grosse Überbauung mit einem Supermarkt, entstehen doch wurde dieses bisher nicht fertig gebaut.

1915
Mitten im 1. Weltkrieg, als ein Grossteil der männlichen Belegschaft zum Aktivdienst einberufen war, brannte die Bleiche oben aus. Der Wiederaufbau beschäftigte die Firma während der Kriegsjahre.

1921
Als betriebseigene Arbeiterfürsorge richtete die Firma den «Wohlfahrtsfonds der Firma Otto & Joh. Honegger» ein.

1924
Nach dem Tod des letzten Vertreters der zweiten Generation, Otto Honegger, übernahmen seine Söhne Johannes Honegger und Otto Honegger die Leitung des Betriebs.

1931
Die durch die Wirtschaftskrise von 1929/1930 arg gebeutelte Arbeiterschaft trat, von Gewerkschaftsverbänden ermutigt, in den Streik. Unmittelbarer Auslöser war die Einführung eines neuen Systems zur Webstuhlbetreuung. Nach vier Monaten wurde der Streik gebrochen, ohne dass grössere Konzessionen gemacht wurden. Die dramatischen Ereignisse dieser Monate gingen als der «Bleichestreik» ins kollektive Gedächtnis der Walder ein. Bis 1936 ging es der Firma schlecht, danach konnte sie unter anderem wegen der Abwertung des Schweizer Frankens wieder Gewinn erzielen. Vor allem auch die Einführung von Kunstfasern als Rohstoff ermöglichte es ihr, die Krisen der späten 1930er und 1940er Jahre zu überstehen. Als im Zweiten Weltkrieg zwischenzeitlich gar keine Baumwolle mehr importiert werden konnte, erwies sich diese Umstellung auf Kunstgewebe als Glücksgriff.

1939
Eine Woche vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde die Firma abermals von einer Katastrophe heimgesucht. Diesmal war allerdings nicht nur die Firma betroffen, ein Hochwasser verwüstete grosse Teile des Zürcher Oberlandes. Die Websäle der Fabrik in der Hueb wurde praktisch komplett zerstört.

1947
Nach dem Krieg wurde die Weberei Bleichewies erweitert und viele ausländische Arbeiter, zuerst vor allem aus Italien dann auch aus Ex-Jugoslawien, stiessen zur Belegschaft. Einige von ihnen stammten aus Albino und waren zuvor bei dem Schwesterunternehmen Cotonificio Honegger tätig. In diesen Jahren wurde der Betrieb durch Investitionen maschinell auf der Höhe der Zeit gehalten.

1974
Die Kollektivgesellschaft Otto u. Joh. Honegger wurde modernisiert und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Zudem fing die Firma an, die OJH-Mitteilungen zu publizieren, die zu einer Plattform für ihre Belegschaft wurde.

1988
«Der grösste Betrieb der Gemeinde Wald schliesst seine Fabriken», meldete der «Zürcher Oberländer» im Frühjahr 1988. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hatten sich immer weiter verschlechtert. Veränderte Konsumgewohnheiten, Billigimporte und Währungsprobleme machten die Einstellung der Textilproduktion in der Bleiche unausweichlich. Die Einstellung erfolgte zu einem Zeitpunkt, als noch genügend Mittel vorhanden waren, um eine Umnutzung der Fabrikgebäude in Angriff zu nehmen.

1998
Um die stillgelegten, schutzwürdigen Fabrikgebäude einer neuen sinnvollen Nutzung zuführen zu können, erliess die Gemeinde 1997 auf Initiative der Firma Otto & Joh. Honegger AG in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton Sonderbauvorschriften mit denkmalpflegerischen Auflagen. Im Dezember 1998 wurden der Öffentlichkeit die ersten zwei «Lofts» in der Bleiche vorgestellt. Seither sind über dreissig weitere Lofts in den ehemaligen Websälen entstanden. Nebst den vielen Gewerberäumen, der Bleichibeiz mit den Design-Hotelzimmern, der Galerie Bleiche, dem Bio-Hof Bleiche und dem BleicheBad.

2004
Bau des Bleiche Bades und BleicheFit durch den Architekten David Ambrosius Huber. Das architektonisch einzigartige BleicheBad verfügt über einen Warmwasserrelaxpool, eine türkische Sauna, eine finnische Sauna, einen Kneipppfad und einen Whirlpool im Bambuswald und weitere Wellnessangebote. Besonders eindrücklich sind die grossen Filmprojektionen von Tonio Krüger mit beruhigenden «moving stills» aus der Umgebung. Dem Bad angegliedert sind ein Kosmetikinstitut und Räume für verschiedenste Therapien. Das BleicheFit, platziert in einem ehemaligen Websaal, ist wohl das schönste  Fitnesscenter im Zürcher Oberland.

2006
Die Bleichibeiz wird von David Ambrosius Huber weiter ausgebaut. Neu dazu kommt ein Bistro mit Sicht auf die Piazza. Die Bar kann nun von zwei Seiten benutzt werden. Für Beiz und Hotel wird einer ein neuer Eingang erstellt. Das Hotel erhält zehn zusätzliche Zimmer und eine Reception. Ein grosser Saal für das Restaurant wird in Betrieb genommen. Die ehemalige Galerie Bleiche muss der neuen MuseumClubLounge weichen, welche Exponate aus der langen Geschichte der Firma beherbergt. Last but not least wird um den Fabrikkamin herum eine neue Grossraumküche gebaut und dafür der Hinterhof überdeckt. Alle diese Um- und Ausbauten vervollständigen den Schritt zum Bleiche Resort.

2008
Einbau von zwei neuen attraktiven Seminarräumen mit einer angegliederten Pausen-Lounge. Diese modern ausgerüsteten Räume vervollständigen das Seminarraumangebot des Bleiche Resort, welches nun ein überdurchschnittliches Angebot von Räumen für unterschiedliche Seminare aufweist.

2010
Die OJH AG feiert ihr 150-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass hat der Historiker Toby Matthiesen die 150 Jahre Firmen- und Familiengeschichte aufgearbeitet, welche als «Die Bleiche der Zeit» erscheint.

2011
Das Projekt Claridapark beinhaltet langfristig die Erschliessung und Überbauung der ehemaligen Spittelwiese und des Park der Villa Clarida mitten im Dorf Wald. 2011 wurden die beiden ersten Häuser am Schlipfbach mit je 10 Eigentumswohnungen vollendet. Architektur von Scheitlin, Syfrig, Luzern.

2013
Im Caridapark entsteht auf dem Baufeld Hollyforest I ein Mehrfamilienhaus mit zwanzig Mietwohnungen. Architektur Valentin Loewensberg, Zürich. Baupreis Zürcher Oberland 2016. 

2014
Das Hotel Bleiche eröffnet zehn neue Hotelzimmer. Die Zimmer verfügen teilweise über Balkone und sind wiederum gestaltet von David Ambrosius Huber. Auch ein weiterer Seminarraum wird in Betrieb genommen. Somit verfügt das Hotel heute über insgesamt 25 Zimmer.
In der Fabrik Bleiche und in der Fabrik Bleiche Nord werden zusammen dreizehn neue Ateliers eingebaut und vermietet.

2016
Im Claridapark werden zwei weitere Mehrfamilienhäuser mit je 21 Wohnungen fertiggestellt. Architektur Berger Huggenberger Fries, Zürich.

2017
Im Claridapark entsteht auf dem Baufeld Hollyforest II ein Mehrfamilienhaus mit zwanzig Mietwohnungen und vier Atelier-Reihenhäusern. Architektur Valentin Loewensberg, Zürich.

2019
Eröffnung des Lindenhofareals. Die Spinnerei Lindenhof wird auf der Grundlage eines Schutzvertrages mit der kantonalen Denkmalpflege komplett restauriert. Zehn Loft's, zahlreiche Ateliers-, Gewerbe- und Lagerräume werden in die ehemalige Spinnerei Lindenhof eingebaut. Daneben enstehen sechs Reiheneinfamilienhäuser als Modulbauten. Architektur moos guliani herrmann, Wetzikon. Landschaftsarchitektur Büro Karst, Basel,

2022
Das Gebäude an der Jonastrasse 40, im Bleiche Areal, wird in zwei Wohnungen umgebaut. Das Haus wurde zu Zeiten der Industriellen Textilproduktion als Malerwerkstatt mit Einliegerwohnung für den Malermeister genutzt.
Architektur: moos, guliani, herrmann architekten, Projektleiter Christoph Schneider.